Glossar

ABDEGHIKLMOPQRSTVZ

A

  • Adoleszenz

    Adoleszenz (v. lat. adolescere = heranwachsen) bezeichnet die Phase des Jugendalters, im Allgemeinen definiert als Entwicklungsphase vom Beginn der Pubertät bis zum vollen Erwachsensein.

    Hessisches Ministerium für Soziales und Integration (HMSI); Hessisches Kultusministerium (HKM) (Hg.) (2019): Bildung von Anfang an. Bildungs- und Erziehungsplan für Kinder von 0 bis 10 Jahren in Hessen (9. Aufl.). Wiesbaden. S. 142

B

  • Bedarf

    Im Kontext der Gesundheitsförderung und Prävention bedeutet Bedarf ein fachlich und/oder politisch begründeter und idealerweise wissenschaftlich belegter gesundheitsrelevanter Mangel an Strukturen, Dienstleistungen, Zugängen etc. in bestimmten Bevölkerungsgruppen oder Settings (Außenperspektive). 

    Quint-Essenz Schweiz, Glossar 2022 quint-essenz: Begriffe 

  • Bedürfnis

    Subjektiv erlebter Mangel sowie Wünsche und Anliegen von Mitgliedern bestimmter Settings oder Bevölkerungsgruppen (Innenperspektive). 

    Quint-Essenz Schweiz, Glossar 2022 quint-essenz: Begriffe

  • Belastung

    Innere (körperliche und psychische) und äußere (soziale und materielle) Einflüsse, die sich negativ auf die Gesundheit auswirken können. 

    Quint-Essenz Schweiz, Glossar 2022 quint-essenz: Begriffe

  • BEP

    Der Bildungs- und Erziehungsplan (BEP) für Kinder von 0 bis 10 Jahren in Hessen wurde im Dezember 2007 eingeführt und bleibt auch heute noch relevant. Dieser Plan konzentriert sich darauf, die Bildung und Erziehung von Kindern im Alter von 0 bis 10 Jahren zu gestalten. Der BEP strebt eine enge Zusammenarbeit aller Bildungsorte an, darunter Kindertagespflege, Krippe, Kindertagesstätte, Schule und Familie. Das Ziel ist, jedem Kind die bestmögliche individuelle Unterstützung zu bieten, um seine Persönlichkeit, seine Kompetenzen und Fähigkeiten zu entfalten. Konsistenz in den Grundlagen, den Bildungs- und Erziehungszielen, im Bildungsverlauf und in der Bildungsorganisation wird als wesentlich erachtet, um gemeinsame Überzeugungen über die Wahrnehmung von Kindern, den optimalen Lernprozessen und die gemeinsame Umsetzung über alle Bildungsorte hinweg zu entwickeln. Der BEP beschreibt die pädagogische Haltung, die hinter diesen gemeinsamen Überzeugungen steht. Dabei steht das einzelne Kind in den Mittelpunkt, und das Ziel ist, es für das Leben zu stärken. Sowohl Kinder als auch Erwachsene sollen durch den BEP in ihrem pädagogischen Handeln gestärkt werden. Eine Einführung in den BEP bietet einen Überblick über die Grundsätze und Prinzipien, um Interesse für vertiefende Auseinandersetzungen oder Fortbildungen zu wecken. 
    https://bep.hessen.de/veroeffentlichungen/bildungs-und-erziehungsplan   

  • Betriebliche Gesundheitsförderung (BGF)

    Als Betriebliche Gesundheitsförderung (BGF) wird die Gesamtheit der systemischen Interventionen in privaten und öffentlichen Betrieben verstanden, durch die gesundheitsrelevante Belastungen gesenkt und Ressourcen vermehrt werden sollen. Die Auswahl und Gestaltung dieser Interventionen sind das Ergebnis eines möglichst partizipationsorientierten Kommunikationsprozesses mit allen betrieblichen Akteuren einschließlich der Beschäftigten. Die auf diese Weise erzielten primärpräventiven und gesundheitsförderlichen Effekte werden durch aufeinander bezogene Veränderungen der Ergonomie, der Organisation, des Sozialklimas und des individuellen Verhaltens erzielt. 

    Hartung, S., Faller, G. & Rosenbrock, R. (2021). Betriebliche Gesundheitsförderung. In: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) (Hrsg.). Leitbegriffe der Gesundheitsförderung und Prävention. Glossar zu Konzepten, Strategien und Methoden. https://doi.org/10.17623/BZGA:Q4-i042-2.0 

  • Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM)

    BGM ist das systematische Optimieren von gesundheitsrelevanten Faktoren im Betrieb. Es schafft durch die Gestaltung betrieblicher Strukturen und Prozesse die Voraussetzungen für die Gesundheit der Mitarbeitenden und trägt so zum Unternehmenserfolg bei. BGM bedingt die Mitwirkung aller Personengruppen im Betrieb, ist integriert in die Unternehmensführung und zeigt sich in der gelebten Unternehmenskultur. BGM wird als Teil einer arbeitsweltbezogenen Gesunderhaltung betrachtet im Sinne eines konzertierten Zusammenwirkens aller gesellschaftlichen Akteure, Ebenen und Sektoren. Dies umfasst sowohl den Vollzug gesetzlich vorgeschriebener Maßnahmen als auch freiwillige BGM-Aktivitäten der Wirtschaft. (vgl. IP BGM 2018) 

    Quint-Essenz Schweiz, Glossar 2022 quint-essenz: Begriffe

D

  • Determinanten der Gesundheit

    Die gesundheitliche Lage von Individuen wird ebenso wie die ganzer Regionen und Länder durch unterschiedliche Einflussfaktoren bestimmt und geformt. Diese Determinanten der Gesundheit umfassen sowohl biologische Faktoren als auch umfangreiche Aspekte, die außerhalb des Körpers liegen. Sie sind im Sinne sich gegenseitig beeinflussender Faktorengruppen zu verstehen. Zu nennen sind hier vor allem das Gesundheits- oder Risikoverhalten, die Lebens- und Arbeitsbedingungen sowie soziale, politische und ökonomische Determinanten der Gesundheit. Sie gemeinsam bestimmen das Ausmaß der Möglichkeiten für Gesundheit und die Wahrscheinlichkeit für Krankheit und vorzeitigem Tod. Aufgabe von Prävention und Gesundheitsförderung ist es, gesundheitliche Risiken, die sich aus diesen Faktoren ergeben, zu minimieren und Chancen für Gesundheit zu schaffen. Dabei ist es unerlässlich, dass sowohl die Lebensweise als auch die Lebensbedingungen adressiert werden. 

    Hurrelmann, K. & Richter, M. (2022). Determinanten der Gesundheit. In: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) (Hrsg.). Leitbegriffe der Gesundheitsförderung und Prävention. Glossar zu Konzepten, Strategien und Methoden. https://doi.org/10.17623/BZGA:Q4-i008-2.0 

E

  • Eingliederungshilfe

    Unter Eingliederungshilfe versteht man eine gezielte Hilfestellung für Menschen mit Behinderung. Dazu zählen die „Eingliederungshilfe für seelisch behinderte Kinder und Jugendliche nach §35a SGB VIII“ und die „Eingliederungshilfe für andere (geistig, körperlich, seelisch oder mehrfach) behinderte Menschen nach §§ 35 ff SGB XII“. Leistungen der Eingliederungshilfe umfassen beispielsweise die medizinische Rehabilitation, Leistungen zur Teilhabe am Leben in der Gemeinschaft oder Unterstützung bei der Verfolgung einer schulischen Perspektive. In Deutschland besteht ein Rechtsanspruch auf Eingliederungshilfen.

    Hessisches Ministerium für Soziales und Integration (HMSI); Hessisches Kultusministerium (HKM) (Hg.) (2019): Bildung von Anfang an. Bildungs- und Erziehungsplan für Kinder von 0 bis 10 Jahren in Hessen (9. Aufl.). Wiesbaden. S. 142

  • Empowerment / Befähigung

    Empowerment zielt darauf ab, Menschen zu befähigen, mittels Nutzung der eigenen personalen und sozialen Ressourcen, ihre soziale Lebenswelt und ihr Leben selbst zu gestalten. In Empowermentprozessen werden hierarchische oder paternalistischen Ebenen verlassen und die vorhandenen Stärken und Ressourcen der Menschen gesucht und betont. Ergebnisse gelungener Prozesse sind die Aufhebung von Ohnmacht und ein gestärktes Selbstbewusstsein. Das Konzept entstammt der US-amerikanischen Gemeindepsychologie und beeinflusst heute die Gesundheitsförderung, Selbsthilfe, Psychiatrie, Jugendhilfe, Organisationentwicklung und Entwicklungszusammenarbeit. 

    Brandes, S. & Stark, W. (2021). Empowerment/Befähigung. In: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) (Hrsg.). Leitbegriffe der Gesundheitsförderung und Prävention. Glossar zu Konzepten, Strategien und Methoden. https://doi.org/10.17623/BZGA:Q4-i010-2.0

  • Evaluation

    Als Evaluation wird eine Auswertung bezeichnet. Nach Abschluss pädagogischer Maßnahmen, vor allem bei neuartigen Projekten oder bei Reformvorhaben, muss häufig geklärt werden, ob die neue Maßnahme insgesamt erfolgreich war, ob die erwünschten Effekte eingetreten sind und unerwünschte Nebenwirkungen vermieden werden konnten. Dies zu klären, ist die Aufgabe von Evaluationen. 

    Hessisches Ministerium für Soziales und Integration (HMSI); Hessisches Kultusministerium (HKM) (Hg.) (2019): Bildung von Anfang an. Bildungs- und Erziehungsplan für Kinder von 0 bis 10 Jahren in Hessen (9. Aufl.). Wiesbaden. S. 143

G

  • Gesundes Führen

    Gesundes Führen kennzeichnet einen Führungsstil, der sich an der Gesundheit und am Wohlbefinden der Mitarbeitenden (inkl. Führungspersonen) am Arbeitsplatz orientiert. Gesundes Führen umfasst eine sorgsame Gestaltung von Anforderungen (z. B. Transparenz, angemessene Variabilität und Komplexität, Aufgaben- und Zielklarheit), den Abbau von Stressoren (z. B. quantitative und qualitative Überforderung) und die Stärkung von Ressourcen (z. B. Handlungsspielräume, Partizipation, Anerkennung, Unterstützung, Selbstmanagement). (vgl. Blum-Rüegg 2018a) 

    Quint-Essenz Schweiz, Glossar 2022 quint-essenz: Begriffe

  • Gesundheit

    Von besonderer Bedeutung für die Gesundheitsförderung und zugleich die bekannteste wertorientierte Umschreibung ist die Präambel der Verfassung der Weltgesundheitsorganisation WHO von 1948.

    „Gesundheit ist der Zustand des vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens und nicht nur das Freisein von Krankheit und Gebrechen. Das Erreichen des höchstmöglichen Gesundheitsniveaus ist eines der Grundrechte jedes Menschen, ohne Unterschied der ethnischen Zugehörigkeit [original: „race“], der Religion, der politischen Überzeugung, der wirtschaftlichen oder sozialen Stellung.“ 

    ((Präambel der WHO-Verfassung der WHO 1948 (zitiert nach WHO 2020, S. 1 − eigene Übersetzung) Franzkowiak, P. & Hurrelmann, K. (2022). Gesundheit. In: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) (Hrsg.). Leitbegriffe der Gesundheitsförderung und Prävention. Glossar zu Konzepten, Strategien und Methoden. https://doi.org/10.17623/BZGA:Q4-i023-1.0 )

  • Gesundheitsförderung

    Gesundheitsförderung ist (in der Ottawa-Charta zur Gesundheitsförderung 1986) definiert als Prozess, allen Menschen ein höheres Maß an Selbstbestimmung über ihre Gesundheit zu ermöglichen und sie dadurch zur Stärkung ihrer Gesundheit zu befähigen. Diese Definition ist in der Jakarta-Erklärung zur Gesundheitsförderung für das 21. Jahrhundert (1997) weiterentwickelt worden: Gesundheitsförderung ist ein Prozess, der Menschen befähigen soll, mehr Kontrolle über ihre Gesundheit zu erlangen und sie zu verbessern durch Beeinflussung der Determinanten für Gesundheit.

    Im Einklang mit der Philosophie der WHO seit Alma-Ata 1977 ist der Ansatz der Gesundheitsförderung gekennzeichnet durch einen starken Fokus auf gesundheitliche und soziale Ungleichheiten und die Herstellung von Chancengleichheit (Soziale Ungleichheit und Gesundheit, Chancengleichheit und Primäre Gesundheitsversorgung).

    Gesundheitsförderung ist nach dem Verständnis der WHO ein Konzept, das bei der Analyse und Stärkung der Gesundheitsressourcen und -potenziale der Menschen sowie auf allen gesellschaftlichen Ebenen ansetzt. Kennzeichnend für das Konzept Gesundheitsförderung ist deshalb die salutogenetische Perspektive mit der Fragestellung, wie und wo Gesundheit hergestellt wird.

    Kaba-Schönstein, L. (2018). Gesundheitsförderung 1: Grundlagen. In: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) (Hrsg.). Leitbegriffe der Gesundheitsförderung und Prävention. Glossar zu Konzepten, Strategien und Methoden. https://doi.org/10.17623/BZGA:Q4-i033-1.0

  • Gesundheitsförderung im Kindesalter

    Angebote zur Gesundheitsförderung im Kindesalter zielen darauf ab, Kinder zu gesundheitsförderlichem Handeln zu befähigen. Zentrales Anliegen ist es, ihre Ressourcen zu stärken und Belastungen zu minimieren. Sowohl das psychische und physische Wohlbefinden als auch der soziale Kontext der Kinder werden dabei berücksichtigt. Weil die gesundheitliche Situation von Mädchen und Jungen in Deutschland stark vom sozio-ökonomischen Status ihrer Familien abhängt, setzt eine gelingende Gesundheitsförderung voraus, dass Berufsgruppen aus unterschiedlichen Settings zusammenarbeiten. Dazu zählen Fachkräfte der Kinder- und Jugendhilfe, des Kinder- und Jugendärztlichen Dienstes, der Frühen Hilfen und Präventionsketten, der Krankenkassen sowie insbesondere der Bildungs- und Betreuungsinstitutionen. 

    Richter-Kornweitz, A. & Kruse, C. (2023). Gesundheitsförderung im Kindesalter. In: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) (Hrsg.). Leitbegriffe der Gesundheitsförderung und Prävention. Glossar zu Konzepten, Strategien und Methoden. https://doi.org/10.17623/BZGA:Q4-i041-3.0

  • Gesundheitsförderung in Kindertagesstätten

    Gesundheitsförderung in Kindertageseinrichtungen (Kitas) setzt im Alltag an: Sie soll Lebens- und Arbeitsbedingungen in der Einrichtung berücksichtigen und ein positives Konzept von Gesundheit vermitteln. Das Ziel ist, die gesamte Kita zu einer gesunden Lebenswelt zu machen. Im Mittelpunkt steht dabei nicht nur die Förderung von gesundheitsrelevanten Einstellungen und Verhaltensweisen, sondern auch die Entwicklung der nötigen Rahmenbedingungen. Zur Gesundheitsförderung in Kitas gehören Angebote und Aktivitäten für alle, die sich dort regelmäßig aufhalten, sowie die Zusammenarbeit mit relevanten Institutionen und Einzelpersonen im sozialen Umfeld der Einrichtung. Das Themenspektrum reicht dabei von Bereichen wie Ernährung, Bewegung, Hygiene, Sprachförderung bis hin zu Sucht- und Gewaltprävention.

    Richter-Kornweitz, A. & Kruse, C. (2020). Gesundheitsförderung in Kindertageseinrichtungen. In: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) (Hrsg.). Leitbegriffe der Gesundheitsförderung und Prävention. Glossar zu Konzepten, Strategien und Methoden. https://doi.org/10.17623/BZGA:Q4-i039-2.0

  • Gesundheitskompetenz / Health Literacy

    Gesundheitskompetenz umfasst den Umgang mit Gesundheitsinformationen als Grundlage von gesundheitsbezogenen Entscheidungen. Das mehrdimensionale Konstrukt umfasst kognitive, psychische, soziale und kontextbezogene Anforderungen. Eine Verbesserung von Gesundheitskompetenz adressiert organisatorische Strukturen und individuelle Ressourcen für Gesundheitskompetenz.

    Jordan, S. (2023). Gesundheitskompetenz/Health Literacy. In: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) (Hrsg.). Leitbegriffe der Gesundheitsförderung und Prävention. Glossar zu Konzepten, Strategien und Methoden. https://doi.org/10.17623/BZGA:Q4-i065-3.0

  • Good Practice / Best Practice der Gesundheitsförderung

    Good Practice-Ansätze und Best Practice-Ansätze sind Elemente der Qualitätsentwicklung in der Gesundheitsförderung. Sie bündeln Ergebnisse der wissenschaftlichen Forschung sowie ethische und konzeptionelle Grundlagen guter Gesundheitsförderung und stellen diese den Akteurinnen und Akteuren der gesundheitsfördernden Praxis kompakt aufbereitet zur Verfügung. Im Mittelpunkt dieses Leitbegriffes stehen zwei im deutschsprachigen Raum zentrale Ansätze: das von Gesundheitsförderung Schweiz entwickelte Best Practice-Konzept und der Good Practice-Ansatz des bundesweiten Kooperationsverbundes Gesundheitliche Chancengleichheit.

    Elkeles, T., Kilian, H., von Rüden, U. & Ackermann, G. (2021). Good Practice / Best Practice in der Gesundheitsförderung. In: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) (Hrsg.). Leitbegriffe der Gesundheitsförderung und Prävention. Glossar zu Konzepten, Strategien und Methoden. https://doi.org/10.17623/BZGA:Q4-i141-2.0

H

  • Handlungsebenen

    Ebenen, auf denen Interventionen ansetzen können, um gesundheitsfördernde Wirkungen zu erzielen: Individuum, Gruppe, Setting/Organisation, Lebenswelt, Gesellschaft/Politik. (Vgl. die Handlungsebenen der Ottawa Charta (WHO Europa, 1986))

    Quint-Essenz Schweiz, Glossar 2022 quint-essenz: Begriffe

I

  • Inklusion und Gesundheitsförderung

    Die Förderung der Selbstbestimmung und gleichberechtigten Teilhabe am Leben in der Gesellschaft und die Vermeidung von Benachteiligungen für Menschen mit Behinderungen ist Kernanliegen internationaler und nationaler Politikstrategien und Sozialgesetzgebung seit Beginn des Jahrtausends. Gesundheitsförderung im Sinne der WHO ist zwar bereits inklusiv angelegt, indem darauf abzielt, allen Menschen ein höheres Maß an Selbstbestimmung über ihre Gesundheit zu ermöglichen, allerdings fehlt bislang eine inklusive Umsetzungspraxis. Im Präventionsgesetz von 2015 werden Menschen mit Behinderungen als eine von mehreren vulnerablen Gruppen definiert, für die Maßnahmen der Gesundheitsförderung und Prävention entwickelt werden sollen, bislang sind aber in Deutschland nur wenige Maßnahmen entwickelt worden. Die Studienlage zur Wirksamkeit gesundheitsförderlicher und präventiver Ansätze bei Menschen mit Behinderung ist noch lückenhaft. Zielgruppenspezifische, individualisierte Konzepte, die die alters- und behinderungsbedingten Bedarfe der Menschen aufnehmen, ihre soziale Integration fördern und den sozialen Kontext integrieren, erweisen sich als besonders wirksam und sollte auch in Deutschland weiter vorangetrieben werden.

    Altgeld, T. & Latteck, Ä.-D. (2021). Inklusion und Gesundheitsförderung. In: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) (Hrsg.). Leitbegriffe der Gesundheitsförderung und Prävention. Glossar zu Konzepten, Strategien und Methoden. https://doi.org/10.17623/BZGA:Q4-i132-2.0

K

  • Kinderschutz und Prävention - Gesundheitsförderung

    Der Begriff des Kinderschutzes umfasst alle rechtlichen Regelungen und Maßnahmen, die dem Schutz von Kindern dienen. Sie zielen darauf ab, Kindeswohlgefährdung, Kindeswohlvernachlässigung und Kindesmisshandlung abzuwenden. Langfristig sollen die Aktivitäten zudem gesundheitliche Störungen verhindern und Entwicklungschancen erhalten. Präventionsmaßnahmen werden dabei nach drei Gesichtspunkten unterschieden: dem (1) Zeitpunkt der Maßnahme (primär, sekundär, tertiär), (2) der Zielgruppe (universell, selektiv, indiziert) und (3) dem Ansatzpunkt (personal, strukturell). Existierende Programme setzen vorrangig im Bereich der Vernachlässigung, Misshandlung oder des Missbrauchs an, Entwicklungsrisiken werden bislang nur begrenzt beachtet. 

    Jungmann, T. (2020). Kinderschutz und Prävention ‒Gesundheitsförderung. In: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) (Hrsg.). Leitbegriffe der Gesundheitsförderung und Prävention. Glossar zu Konzepten, Strategien und Methoden. https://doi.org/10.17623/BZGA:Q4-i068-2.0

  • Ko-Konstruktivismus

    Soziale Ko-Konstruktion als pädagogischer Ansatz heißt, dass Lernen durch Zusammenarbeit stattfindet, also von Fach- bzw. Lehrkräften und Kindern gemeinsam ko-konstruiert wird. Der Schlüssel der Ko-Konstruktion ist die soziale Interaktion, sie stärkt die geistige, sprachliche und soziale Entwicklung. Bildung wird somit als sozialer Prozess verstanden, der von Anfang an den jeweiligen Kontext des Kindes berücksichtigt. Soziale Beziehungen des Kindes gewinnen dadurch mehr an Bedeutung und Lernen wird stets unter Berücksichtigung entwicklungspsychologischer Erkenntnisse sowie dem jeweiligen kulturellen und sozioökonomischen Hintergrund des Kindes reflektiert.

    Hessisches Ministerium für Soziales und Integration (HMSI); Hessisches Kultusministerium (HKM) (Hg.) (2019): Bildung von Anfang an. Bildungs- und Erziehungsplan für Kinder von 0 bis 10 Jahren in Hessen (9. Aufl.). Wiesbaden. S. 143

  • Kohärenzsinn

    Der Kohärenzsinn ist ein zentrales Element der Salutogenese. Der Kohärenzsinn hilft den Menschen, die Zusammenhänge des Lebens zu verstehen (Verstehbarkeit), ihnen einen Sinn zu zuweisen (Sinnhaftigkeit) und dabei die Überzeugung zu gewinnen, das eigene Leben selbstkompetent gestalten zu können (Handhabbarkeit). (vgl. Habermann-Horstmeier 2017, 135; Antonovsky 1979))

    Quint-Essenz Schweiz, Glossar 2022 quint-essenz: Begriffe

  • Kommunale Gesundheitsförderung

    Kommunale Gesundheitsförderung beschreibt die systematische Planung und Herstellung gesundheitsfördernder Lebensbedingungen für die Bewohnerinnen und Bewohner einer Kommune zur Förderung gesundheitlicher Chancengerechtigkeit. Es wird dargestellt, inwiefern die Kommune als Ort für gesundheitsfördernde Maßnahmen so bedeutsam ist und welche Vorgaben und Regelungen der kommunalen Gesundheitsförderung zugrunde liegen. Zudem werden Strategien und theoretische Modelle vorgestellt, deren Anwendung in der kommunalen Gesundheitsförderung für die gelingende Planung und Umsetzung von Maßnahmen empfohlen wird.

    Quilling, E., Leimann, J. & Tollmann, P. (2022). Kommunale Gesundheitsförderung. In: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) (Hrsg.). Leitbegriffe der Gesundheitsförderung und Prävention. Glossar zu Konzepten, Strategien und Methoden. https://doi.org/10.17623/BZGA:Q4-i043-1.0

  • Konzept

    Verbindliches Planungsdokument für eine Intervention (z.B. für ein Projekt oder Programm). Es enthält im Wesentlichen die Begründung für eine Intervention, beschreibt die Ziele und die Vorgehensweise, es hält fest, wie die Intervention organisiert und evaluiert werden soll und welche Ressourcen dafür notwendig sind (vgl. Kolip et al. 2019). 

    Quint-Essenz Schweiz, Glossar 2022 quint-essenz: Begriffe

  • Körperliche Gesundheit

    Körperliche Gesundheit (und Krankheit) geht aus dem dynamischen Verhältnis von inneren (körperlichen und psychischen) und äußeren (sozialen und materiellen) Ressourcen und Belastungen hervor. Körperliche Gesundheit entsteht, wenn sich Ressourcen und Belastungen in einem bestimmten Bereich im Gleichgewicht befinden oder die Ressourcen stärker ausgeprägt sind als die Belastungen. (vgl. Weber et al. 2016a) Subjektiv kann körperliche Gesundheit als das Erleben eines körperlichen Wohlbefindens oder eines Gefühls körperlicher Stärke erfasst werden. (vgl. Faltermaier 2019) Die körperliche und die psychische Gesundheit beeinflussen sich wechselseitig - eine gute körperliche Gesundheit fördert die psychische Gesundheit und umgekehrt. 

    Quint-Essenz Schweiz, Glossar 2022 quint-essenz: Begriffe

  • Krankheit

    Für Krankheit kann die folgende Definition gelten: Krankheit ist ein dynamisches Stadium des Ungleichgewichtes von Risiko- und Schutzfaktoren, das eintritt, wenn einem Menschen eine Bewältigung von inneren (körperlichen und psychischen) und äußeren (sozialen und materiellen) Anforderungen nicht gelingt. Krankheit vermittelt einem Menschen eine (akute oder dauerhafte) Beeinträchtigung seines Wohlbefindens und seiner Lebensfreude. Ebenso wie relative Gesundheit existieren auch dynamische Stadien der relativen Krankheit, gekennzeichnet durch ein Ungleichgewicht von Risiko- und Schutzfaktoren, teilweise gestörte Bewältigungsfähigkeiten und begrenztes Wohlbefinden (vgl. Hurrelmann & Richter 2013; Franzkowiak & Hurrelmann 2022). 

    Fangerau, H. & Franzkowiak, P. (2022). Krankheit. In: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) (Hrsg.). Leitbegriffe der Gesundheitsförderung und Prävention. Glossar zu Konzepten, Strategien und Methoden. https://doi.org/10.17623/BZGA:Q4-i069-2.0

L

  • Lebenskompetenzen und Kompetenzförderung

    Der Begriff der Lebenskompetenz beschreibt laut Hans-Jürgen Hallmann all jene Fähigkeiten, die Menschen benötigen, um mit den Aufgaben des täglichen Lebens erfolgreich umzugehen. In der Gesundheitsförderung kommt der Kompetenzbegriff vor allem im Bereich der Prävention zum Tragen. Im Rahmen von Kompetenzbildungsprogrammen sollen Kinder und Jugendliche darin unterstützt werden, sich als selbstwirksam zu erleben und gesundheitsförderliche Entscheidungen zu treffen. In Kindertagesstätten und Schulen werden deshalb Aspekte wie Selbstsicherheit, Kommunikations- und Problemlösefähigkeiten behandelt. Zudem wird der adäquate Umgang mit Ängsten, Gewalt und Suchtmitteln geschult.

    Hallmann, J. (2020). Lebenskompetenzen und Kompetenzförderung. In: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) (Hrsg.). Leitbegriffe der Gesundheitsförderung und Prävention. Glossar zu Konzepten, Strategien und Methoden. https://doi.org/10.17623/BZGA:Q4-i070-2.0

  • Lebensweisen / Lebensstile

    Lebensweisen- und Lebensstilansätze in der Gesundheitsförderung fokussieren die gesundheitsrelevanten Handlungsmuster der Menschen und betonen dabei die Verwobenheit des gesundheitsrelevanten Verhaltens mit den jeweiligen ökonomischen, sozialen und kulturellen Lebensbedingungen. Interventionen mit diesen Ansätzen müssen – ausgehend von den jeweiligen Lebenswelten – gemeinsam mit den Zielgruppen Veränderungsprozesse gestalten, um zu einer nachhaltigen Verbesserung der Gesundheitschancen aller und insbesondere von sozial benachteiligten Menschen beizutragen.

    Röding, D. (2021). Lebensweisen/Lebensstile. In: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) (Hrsg.). Leitbegriffe der Gesundheitsförderung und Prävention. Glossar zu Konzepten, Strategien und Methoden. https://doi.org/10.17623/BZGA:Q4-i073-2.0

M

  • Maßnahme

    Eine Maßnahme ist eine von einer Strategie abgeleitete konkrete Intervention mit festgelegten Terminen und Verantwortlichkeiten, welche der Erfüllung von definierten Zielen dient. 

    Quint-Essenz Schweiz, Glossar 2022 quint-essenz: Begriffe

  • Methode

    Systematisiertes Verfahren zur Lösung einer Aufgabe oder zur Gewinnung von Erkenntnissen. 

    Quint-Essenz Schweiz, Glossar 2022 quint-essenz: Begriffe

  • Mundgesundheit: Gesundheitsförderung und Prävention

    Mundgesundheit ist der Zustand der Zähne und der orofazialen (d. h. den Mund und das Gesicht betreffenden) Strukturen, der dem Menschen wesentliche Funktionen wie Essen, Atmen und Sprechen ermöglicht, und beinhaltet psychosoziale Dimensionen wie Selbstvertrauen oder Wohlbefinden. Gute Mundgesundheit ermöglicht es dem Menschen, ohne Einschränkungen durch Schmerzen, Unbehagen oder Scham am sozialen Leben teilzunehmen und produktiv zu sein. Die Mundgesundheit variiert im Laufe des Lebens bis ins hohe Alter, ist ein integraler Bestandteil der allgemeinen Gesundheit und unterstützt den Menschen dabei, an der Gesellschaft teilzuhaben und sein volles Potential auszuschöpfen.

    Listl, S. & Benzian, H. (2023). Mundgesundheit: Gesundheitsförderung und Prävention. In: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) (Hrsg.). Leitbegriffe der Gesundheitsförderung und Prävention. Glossar zu Konzepten, Strategien und Methoden. https://doi.org/10.17623/BZGA:Q4-i153-1.0

O

  • Organisationsentwicklung als Methode der Gesundheitsförderung

    Organisationen beeinflussen die Denk- und Verhaltensmuster von Menschen sowie die Quantität und Qualität der verfügbaren Ressourcen für menschliches Handeln. Damit sind sie ein wichtiger Faktor für und Akteurinnen und Akteure der Gesundheitsförderung. Methoden der gesundheitsförderlichen Organisationsentwicklung zielen darauf ab, Gesundheit als Kriterium in Entscheidungsprozessen von Organisationen zu verankern. Durch einen geplanten und methodisch kontrollierten Wandel sollen die Strukturen, die Kultur sowie das Kommunikations- und Kooperationsverhalten so verändert werden, dass sich Arbeitsbedingungen humanisieren und die Leistungsfähigkeit und das Wohlbefinden der Arbeitenden steigt. Die angewandten Interventionen berücksichtigen dabei Prinzipien wie Partizipation, Empowerment, Gleichheit und Nachhaltigkeit.

    Pelikan, J., Metzler, B. & Dietscher, C. (2020). Organisationsentwicklung als Methode der Gesundheitsförderung. In: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) (Hrsg.). Leitbegriffe der Gesundheitsförderung und Prävention. Glossar zu Konzepten, Strategien und Methoden. https://doi.org/10.17623/BZGA:Q4-i083-2.0

  • Ottawa-Charta

    Richtungweisende Charta, die an der ersten internationalen Konferenz zur Gesundheitsförderung 1986 in Ottawa verabschiedet wurde. Die Ottawa Charta ist eines der wichtigsten gesundheitspolitischen Leitbilder in Public Health. Ihr Ziel ist eine Umorientierung im Gesundheitsbereich, weg von der Verhütung von Krankheiten hin zur Förderung von Gesundheit. Sie fordert, dass alle Politikbereiche in diese Umorientierung mit einbezogen werden. (vgl. Habermann-Horstmeier 2017, 136) (vgl. WHO 1986) 

    Quint-Essenz Schweiz, Glossar 2022 quint-essenz: Begriffe

P

  • Partizipation

    Der Begriff Partizipation meint das Teilhaben und die Beteiligung von Personen bzw. Gruppen. Die Partizipation von Kindern und Jugendlichen betont vor allem das Mitbestimmen und die Beteiligung an Entscheidungsprozessen und Handlungsabläufen, die bei der Gestaltung ihrer Lebensräume, Lebensumstände und Regelungen ihres Lebensalltags eine Rolle spielen.

    Hessisches Ministerium für Soziales und Integration (HMSI); Hessisches Kultusministerium (HKM) (Hg.) (2019): Bildung von Anfang an. Bildungs- und Erziehungsplan für Kinder von 0 bis 10 Jahren in Hessen (9. Aufl.). Wiesbaden. S. 144

  • Pathogenese

    Konzept, welches sich mit der Entstehung und Entwicklung von Krankheiten beschäftigt. Es fokussiert auf die Bekämpfung von Krankheitsauslösern und Gesundheitsrisiken. (vgl. Franke 2015) 

    Quint-Essenz Schweiz, Glossar 2022 quint-essenz: Begriffe

  • Prävention und Krankheitsprävention

    Prävention, genauer: Krankheitsprävention bezeichnet alle Maßnahmen, die auf Vermeidung, Verringerung/Abschwächung oder zeitliche Verschiebung von (Gesundheits-)Störungen abzielen. Voraussetzung ist die gesicherte Kenntnis über pathogene Mechanismen der Entstehung von Risikofaktoren, Vorläufern und Verstärkern der Störungen/Krankheiten. Zwei komplementäre KP-Systematiken liegen vor: Das Strukturmodell (primär-sekundär-tertiär) und das Spezifitätsmodell (universell-selektiv-indiziert).

    Franzkowiak, P. (2022). Prävention und Krankheitsprävention. In: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) (Hrsg.). Leitbegriffe der Gesundheitsförderung und Prävention. Glossar zu Konzepten, Strategien und Methoden. https://doi.org/10.17623/BZGA:Q4-i091-3.0

  • Präventionsgesetz

    Das Präventionsgesetz, 2015 verabschiedet, verfolgt das Ziel, Gesundheitsförderung und Prävention zu stärken. Hauptadressat dieser Reform sind die Krankenkassen. Das Präventionsgesetz umfasst eine Vielzahl von Einzelmaßnahmen. Im Mittelpunkt stehen zwei Aspekte: Erstens schafft es neue Institutionen und Strukturen (Bundes- und Landesrahmenvereinbarungen, Nationale Präventionskonferenz, Nationales Präventionsforum), welche die Kooperation zwischen Sozialversicherungsträgern, Gebietskörperschaften und anderen Akteurinnen und Akteuren in der Gesundheitsförderungs- und Präventionspolitik verbessern sollen. Zweitens sieht es einen deutlichen Anstieg der von den Krankenkassen für dieses Handlungsfeld aufzuwendenden Mittel vor. Die vom Gesetz vorgegebene neue institutionelle Struktur wurde zügig geschaffen, Mängel treten aber bei der Kooperation der beteiligten Akteurinnen und Akteure und bei der Ausrichtung der Projekte zutage. Das Präventionsgesetz stellt eine Verbesserung gegenüber den zuvor geltenden Rechtsbestimmungen dar, wird aber dem Leitbild einer „Health in all Policies“ nicht gerecht.

    Gerlinger, T. (2021). Präventionsgesetz. In: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) (Hrsg.). Leitbegriffe der Gesundheitsförderung und Prävention. Glossar zu Konzepten, Strategien und Methoden. https://doi.org/10.17623/BZGA:Q4-i092-3.0

  • Präventionskette - Integrierte kommunale Gesamtstrategie zur Gesundheitsförderung und Prävention

    Präventionsketten sind ein wichtiges Element kommunaler Infrastruktur der sozialen Daseinsvorsorge, Gesundheitsförderung und Prävention. Davon zeugen zahlreiche kommunale Beispiele und zunehmend ganze Programme der Bundesländer. Ziel von Präventionsketten ist ein gesamtstrategisches Vorgehen zu einer systematischen, ressort- und arbeitsfeldübergreifenden Vernetzung von Gremien, freien Trägern, öffentlichen Institutionen und Zivilgesellschaft durch wirkungsvolle Verbindung und Abstimmung. Dazu wird ein Veränderungsprozess im kommunalen Unterstützungssystem angestoßen, bei dem sowohl die Zusammenarbeit der relevanten Akteurinnen und Akteure als auch konkrete Angebote gemeinsam bedarfs- und bedürfnisgerecht weiterentwickelt werden.

    Richter-Kornweitz, A., Holz, G. & Kilian, A. (2023). Präventionskette – Integrierte kommunale Gesamtstrategie zur Gesundheitsförderung und Prävention. In: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) (Hrsg.). Leitbegriffe der Gesundheitsförderung und Prävention. Glossar zu Konzepten, Strategien und Methoden. https://doi.org/10.17623/BZGA:Q4-i093-2.0

  • Projekte / Projektmanagement

    Was Projekte kennzeichnet, darüber finden sich in der Literatur unterschiedliche Aussagen. Gemäß DIN-Begriffsnorm 69901 sind Projekte insbesondere gekennzeichnet durch die Einmaligkeit der Bedingungen in ihrer Gesamtheit. Beispielsweise haben sie eine klare Zielvorgabe sowie zeitliche, finanzielle, personelle und andere Begrenzungen. Damit unterscheiden sich Projekte klar von Routinetätigkeiten oder Daueraufgaben. Bei der Umsetzung kommt – auch in der Gesundheitsförderung – operatives oder strategisches Projektmanagement zum Einsatz. Seine Intention ist es, die gesetzten Leistungsziele zu erreichen und dabei Termin und Budget einzuhalten. Projekte werden üblicherweise in unterschiedliche Phasen eingeteilt, um sie besser strukturieren zu können. Ein Projektmanagementzyklus kann beispielsweise die folgenden sechs Projekthasen umfassen: 1. Situations-/Problembeschreibung, 2. Zielentwicklung, 3. Projektstart, 4. Projektplanung, 5. Projektdurchführung, 6. Projektabschluss.

    Krane, E. (2020). Projekte / Projektmanagement. In: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) (Hrsg.). Leitbegriffe der Gesundheitsförderung und Prävention. Glossar zu Konzepten, Strategien und Methoden. https://doi.org/10.17623/BZGA:Q4-i097-2.0

  • Psychische Gesundheit

    Psychische Gesundheit (und Krankheit) geht aus dem dynamischen Verhältnis von inneren (körperlichen und psychischen) und äußeren (sozialen und materiellen) Ressourcen und Belastungen hervor. Psychische Gesundheit entsteht, wenn sich Ressourcen und Belastungen in einem bestimmten Bereich im Gleichgewicht befinden oder die Ressourcen stärker ausgeprägt sind als die Belastungen. (vgl. Weber et al. 2016a) Psychische Gesundheit ist vielschichtig und umfasst Aspekte wie Wohlbefinden, Optimismus, Sinnerleben, soziale Beziehungen, Alltagsbewältigung, Selbstwertgefühl und eine gefestigte Identität. Psychische Gesundheit ist demnach nicht mit der bloßen Abwesenheit von psychischen Erkrankungen gleichzusetzen. Eine Person fühlt sich psychisch gesund, wenn es ihr möglich ist, ihre kognitiven und emotionalen Fähigkeiten auszuschöpfen, alltägliche Lebensbelastungen und Veränderungen zu bewältigen, produktiv zu arbeiten und etwas zu ihrer Gemeinschaft beizutragen. (Blaser & Amstad 2016a, WHO 2003.) Die psychische und die körperliche Gesundheit beeinflussen sich wechselseitig - eine gute psychische Gesundheit fördert die körperliche Gesundheit und umgekehrt. 

    Quint-Essenz Schweiz, Glossar 2022 quint-essenz: Begriffe

  • Public Health Action Cycle / Gesundheitspolitischer Aktionszyklus

    Der Public Health Action Cycle ist ein idealtypisches Vier-Phasen-Modell, das zur theoretischen Analyse sowie zur Planung, Umsetzung und Bewertung von Gesundheitsinterventionen auf allen gesellschaftlichen Ebenen einsetzbar ist – von der Intervention mit Projektcharakter bis zur politischen Gesamtstrategie. Der Public Health Action Cycle wird im deutschsprachigen Raum auch als Gesundheitspolitischer Aktionszyklus bezeichnet.

    Hartung, S. & Rosenbrock, R. (2022). Public Health Action Cycle / Gesundheitspolitischer Aktionszyklus. In: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) (Hrsg.). Leitbegriffe der Gesundheitsförderung und Prävention. Glossar zu Konzepten, Strategien und Methoden. https://doi.org/10.17623/BZGA:Q4-i099-2.0

Q

  • Qualitätsmanagement

    Qualitätsmanagement (QM) umfasst grundsätzlich alle organisierten Maßnahmen, die zur Optimierung von Arbeitsabläufen oder Prozessen beitragen.

    Hessisches Ministerium für Soziales und Integration (HMSI); Hessisches Kultusministerium (HKM) (Hg.) (2019): Bildung von Anfang an. Bildungs- und Erziehungsplan für Kinder von 0 bis 10 Jahren in Hessen (9. Aufl.). Wiesbaden. S. 145

  • Qualitätssicherung, Qualitätsentwicklung, Qualitätsmanagement

    Qualitätsmanagement ist eine wichtige Voraussetzung dafür, dass gesundheitliche Problembereiche wirkungsvoll bearbeitet werden. Eine gute Planungsqualität einschließlich einer klaren Zielformulierung ist hierfür eine zentrale Grundlage, ebenso wie die Auswahl evidenzbasierter Interventionen und die reflektierte Umsetzung. Evaluationsstudien, die Bezug nehmen auf die wirkungsbezogenen Ziele, geben Auskunft darüber, ob die intendierten Wirkungen erzielt wurden. Mittlerweile stehen zahlreiche Instrumente und Verfahren zur Verfügung, mit denen die Planungs-, Struktur-, Prozess- und Ergebnisqualität maßgeblich verbessert werden können.

    Kolip, P. (2022). Qualitätssicherung, Qualitätsentwicklung, Qualitätsmanagement. In: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) (Hrsg.). Leitbegriffe der Gesundheitsförderung und Prävention. Glossar zu Konzepten, Strategien und Methoden. https://doi.org/10.17623/BZGA:Q4-i100-2.0

R

  • Resilienz

    Der Begriff Resilienz leitet sich von dem englischen Wort resilience (Spannkraft, Elastizität) ab und bezeichnet allgemein die Fähigkeit, erfolgreich mit belastenden Lebensumständen umzugehen und personale und soziale Kompetenzen und Ressourcen erfolgreich zu nutzen, um schwierigen Lebensumständen zu trotzen und kritische Ereignisse und Risikobedingungen erfolgreich zu bewältigen. Resilienz kann damit verstanden werden als eine psychische Widerstandsfähigkeit von Kindern. 

    Ziel der Resilienzforschung ist es, ein besseres Verständnis darüber zu erlangen, welche Bedingungen psychische Gesundheit und Stabilität bei Kindern, die besonderen Entwicklungsrisiken ausgesetzt sind, erhalten und fördern.

    Hessisches Ministerium für Soziales und Integration (HMSI); Hessisches Kultusministerium (HKM) (Hg.) (2019): Bildung von Anfang an. Bildungs- und Erziehungsplan für Kinder von 0 bis 10 Jahren in Hessen (9. Aufl.). Wiesbaden. S. 145

  • Resilienz und Schutzfaktoren

    Wenn sich Personen trotz belastender Lebensumstände und Krisen psychisch gesund entwickeln, wird von Resilienz gesprochen. Die Fähigkeit zur Resilienz entwickelt sich in einem dynamischen Interaktionsprozess zwischen Individuum und Umwelt und ist eine variable Größe über die gesamte Lebensspanne eines Menschen. Wesentlichen Einfluss auf die Resilienzentwicklung haben Schutzfaktoren, die die Auftretenswahrscheinlichkeit von Störungen beim Vorliegen von Belastungen vermindern. Dabei wird zwischen personalen und sozialen Schutzfaktoren unterschieden. Einen zentralen Schutzfaktor stellt eine stabile, wertschätzende Beziehung zu einer Bezugsperson dar.

    Rönnau-Böse, M., Fröhlich-Gildhoff, K., Bengel, J. & Lyssenko, L. (2022). Resilienz und Schutzfaktoren. In: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) (Hrsg.). Leitbegriffe der Gesundheitsförderung und Prävention. Glossar zu Konzepten, Strategien und Methoden. https://doi.org/10.17623/BZGA:Q4-i101-2.0

  • Ressourcen

    Mittel, welche den Menschen zur Verfügung stehen, um ihr Leben zu bewältigen und ihre Ziele zu erreichen. In ressourcenorientierter Gesundheitsförderung werden darunter vorab personale (physisch und psychisch), soziale und materielle Ressourcen verstanden. Ressourcen können – genau wie Belastungen – in einer Person selber (interne Ressourcen) oder im Umfeld der Person (externe Ressourcen) liegen (vgl. Blaser & Amstad 2016a). 

    Quint-Essenz Schweiz, Glossar 2022 quint-essenz: Begriffe

  • Risikofaktoren und Risikofaktorenmodell

    Gesundheitliche Risikofaktoren lassen sich in biologisch-genetische, verhaltensbezogene und umweltbezogene Faktoren untergliedern. Das Risikofaktorenmodell basiert auf der Annahme, dass ein spezifischer Zusammenhang zwischen dem Vorhandensein bestimmter Risikofaktoren und der Entwicklung von Krankheiten bzw. Entwicklungs- und Gesundheitsstörungen besteht. Der mit dem Risikofaktorenmodell verknüpfte biomedizinische Ansatz versucht, die Gesundheit der Einzelnen und der Gesamtbevölkerung über die Einflussnahme auf vorrangig verhaltensbezogene Risikofaktoren zu verbessern. In Erweiterung zu diesem Ansatz hebt die medizin- und gesundheitssoziologische Forschung hervor, dass zielführende Präventionsstrategien nicht nur verhaltensbezogene Risikofaktoren, sondern auch die sozialen Lebensbedingungen adressieren müssen.

    Sperlich, S. & Franzkowiak, P. (2022). Risikofaktoren und Risikofaktorenmodell. In: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) (Hrsg.). Leitbegriffe der Gesundheitsförderung und Prävention. Glossar zu Konzepten, Strategien und Methoden. https://doi.org/10.17623/BZGA:Q4-i102-3.0

S

  • Salutogenese

    Das Modell der Salutogenese wurde vom Gesundheitswissenschaftler Aaron Antonovsky als Alternative zur Pathogenese eingeführt und ist eines der wichtigsten Modelle zur Erklärung von Gesundheit. Es soll die Frage beantworten, wie Gesundheit entsteht, wie Menschen trotz Risiken gesund bleiben können und wie in der Praxis ihre Gesundheit gefördert werden kann. Das Modell basiert auf einem Verständnis von Gesundheit und Krankheit als Kontinuum, es soll Bewegungen auf diesem Kontinuum erklären. Als Determinanten von Gesundheit werden Stressoren, die Art ihrer Bewältigung und verfügbare Widerstandsressourcen herangezogen. Ein Schlüsselkonzept ist das Kohärenzgefühl, das sich im Laufe des Lebens auf der Basis von Ressourcen entwickelt und aussagt, ob das eigene Leben als verstehbar, bewältigbar und sinnhaft erlebt wird.

    Faltermaier, T. (2023). Salutogenese. In: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) (Hrsg.). Leitbegriffe der Gesundheitsförderung und Prävention. Glossar zu Konzepten, Strategien und Methoden. https://doi.org/10.17623/BZGA:Q4-i104-3.0

  • Selbstregulation

    In der Psychologie bezeichnet man mit dem Begriff Selbstregulation diejenigen bewussten und unbewussten psychischen Vorgänge, mit denen Menschen ihre Aufmerksamkeit, Emotionen, Impulse und Handlungen steuern. Selbstregulation umfasst u.a. den mentalen Umgang mit Gefühlen und Stimmungen und die Fähigkeiten, Absichten durch zielgerichtetes und realitätsgerechtes Handeln zu verwirklichen sowie kurzfristige Befriedigungswünsche längerfristigen Zielen unterzuordnen.

    Hessisches Ministerium für Soziales und Integration (HMSI); Hessisches Kultusministerium (HKM) (Hg.) (2019): Bildung von Anfang an. Bildungs- und Erziehungsplan für Kinder von 0 bis 10 Jahren in Hessen (9. Aufl.). Wiesbaden. S. 145

  • Selbstwirksamkeit

    Mit dem Begriff Selbstwirksamkeit (englisch: self-efficacy) bezeichnet man in der Psychologie die Fähigkeit, aufgrund eigener Kompetenzen Handlungen ausführen zu können, die zu den gewünschten Zielen führen. Die Überzeugung von der eigenen Selbstwirksamkeit trägt dazu bei, in einer bestimmten Situation die angemessene Leistung erbringen und aufgrund eigener Kompetenzen bestimmte Handlungen ausführen zu können. Untersuchungen zeigen, dass Personen mit einem starkem Vertrauen in die eigene Kompetenz und Effizienz größere Ausdauer bei der Bewältigung von Aufgaben, eine niedrigere Anfälligkeit für Angststörungen und Depressionen und mehr Erfolge im Berufsleben aufweisen.

    Hessisches Ministerium für Soziales und Integration (HMSI); Hessisches Kultusministerium (HKM) (Hg.) (2019): Bildung von Anfang an. Bildungs- und Erziehungsplan für Kinder von 0 bis 10 Jahren in Hessen (9. Aufl.). Wiesbaden. S. 145

  • Setting

    Mit dem Begriff Setting wird die Umgebung bzw. Situation bezeichnet. Er wird vor allem in denjenigen psychologischen Teildisziplinen, in denen sozioökologische Faktoren von Bedeutung sind, verwendet.

    Hessisches Ministerium für Soziales und Integration (HMSI); Hessisches Kultusministerium (HKM) (Hg.) (2019): Bildung von Anfang an. Bildungs- und Erziehungsplan für Kinder von 0 bis 10 Jahren in Hessen (9. Aufl.). Wiesbaden. S. 146

  • Settingansatz - Lebensweltansatz

    Der Settingansatz, in der deutschen Übersetzung „Lebensweltansatz“, stellt die Kernstrategie der Gesundheitsförderung dar. Mit dem Settingansatz wird der Erkenntnis Rechnung getragen, dass die Gesundheit einer Bevölkerungsgruppe das Resultat einer wechselseitigen Beziehung zwischen gesundheitsförderlichen bzw. -erhaltenden oder auch gesundheitsbelastenden individuellen, sozialen oder ökologischen Einflussfaktoren ist. Die Anwendung des Settingansatzes bedeutet, diese Einflussfaktoren systematisch in einem an dem Public Health Action Cycle orientierten, koordinierten und partizipativen Lern- und Entwicklungsprozess positiv und nachhaltig im Sinne der Gesundheit der Bevölkerungsgruppen zu beeinflussen. Fest verankert ist der Settingsansatz in der Ottawa Charta für Gesundheitsförderung der Weltgesundheitsorganisation von 1986 und seit 2015 auch im Präventionsgesetz.

    Hartung, S. & Rosenbrock, R. (2022). Settingansatz‒Lebensweltansatz. In: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) (Hrsg.). Leitbegriffe der Gesundheitsförderung und Prävention. Glossar zu Konzepten, Strategien und Methoden. https://doi.org/10.17623/BZGA:Q4-i106-2.0

  • SMARTes Ziel

    Ziele, die 'Spezifisch', 'Messbar', 'Anspruchsvoll', 'Realistisch' und 'Terminiert' sind (vgl. Kolip 2019). 

    Quint-Essenz Schweiz, Glossar 2022 quint-essenz: Begriffe

  • Soziale Kompetenz

    Soziale Kompetenzen bezeichnen all jene Fertigkeiten, die für soziale Interaktionen nützlich oder notwendig sind und die dazu beitragen, einfühlsam, fair, konstruktiv und effektiv mit den Mitmenschen umzugehen.

    Hessisches Ministerium für Soziales und Integration (HMSI); Hessisches Kultusministerium (HKM) (Hg.) (2019): Bildung von Anfang an. Bildungs- und Erziehungsplan für Kinder von 0 bis 10 Jahren in Hessen (9. Aufl.). Wiesbaden. S. 146

  • Soziale Netzwerke und Netzwerkförderung

    Soziale Netzwerke sind relativ dauerhafte, meist informelle Beziehungsstrukturen zwischen Individuen und Gruppen. Dazu zählen primäre (Familie, Freunde), sekundäre (Selbsthilfe, Selbsthilfegruppen und Selbsthilfeförderung, Verbände) und tertiäre Netzwerke (professionelle Hilfssysteme). Sie alle helfen bei der Bewältigung von Krankheiten und fördern die Gesundheit auf individueller wie lokaler Ebene. So haben epidemiologische Untersuchungen gezeigt, dass eine Einbindung in soziale Netzwerke (Soziale Unterstützung) mit einer geringeren Krankheitshäufigkeit und höheren Lebenserwartung einhergeht. Weil traditionelle Netzwerke zunehmend wegbrechen, kommt der Netzwerkförderung eine immer größere Bedeutung zu – etwa in der Pflege alter Menschen und chronisch Kranker.

    Trojan, A. (2020). Soziale Netzwerke und Netzwerkförderung. In: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) (Hrsg.). Leitbegriffe der Gesundheitsförderung und Prävention. Glossar zu Konzepten, Strategien und Methoden. https://doi.org/10.17623/BZGA:Q4-i108-2.0

  • Soziale Ungleichheit und Gesundheit / Krankheit

    Gesundheitliche Ungleichheit bezeichnet soziale Ungleichheiten bei Ausbruch und Verlauf von Krankheiten und gesundheitlichen Beeinträchtigungen. Sie werden über Indikatoren sozialer Differenzierung abgebildet, üblicherweise über Schulbildung, berufliche Position, Einkommen und Vermögen. Die gesundheitlichen Risiken sind konsistent in den am stärksten benachteiligten Gruppen am höchsten und nehmen mit steigender sozialer Position ab. Sie manifestieren sich am deutlichsten bei Erkrankungen, deren Entstehung und Verlauf durch Verhalten und äußere Rahmenbedingungen beeinflusst werden können.

    Geyer, S. (2021). Soziale Ungleichheit und Gesundheit/Krankheit. In: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) (Hrsg.). Leitbegriffe der Gesundheitsförderung und Prävention. Glossar zu Konzepten, Strategien und Methoden. https://doi.org/10.17623/BZGA:Q4-i109-2.0

  • Stress

    Ausdruck eines Ungleichgewichts zwischen den Anforderungen der (Arbeits-)Umwelt und den individuellen Bewältigungsmöglichkeiten. Dieses Ungleichgewicht kann negative Emotionen erzeugen, als subjektiv unangenehmer Spannungszustand erlebt werden und krank machen. (Vgl. Zapf & Semmer 2004, zit. in Igic et al. 2014a) 

    Quint-Essenz Schweiz, Glossar 2022 quint-essenz: Begriffe

  • Stress und Stressbewältigung

    Unter Stress wird die starke Beanspruchung eines Organismus durch innere oder äußere Reize verstanden. Die evolutionär betrachtet lebenswichtige Aktivierung des Organismus in Bedrohungssituationen ist heutzutage häufig mit negativen Auswirkungen für Körper und Psyche verbunden. Da Stress durch die Interaktion einer Person mit ihrer Umwelt entsteht, können Präventionsmaßnahmen sowohl auf Individualebene als auch auf struktureller und gesellschaftlicher Ebene ansetzen.

    Ernst, G., Franke, A. & Franzkowiak, P. (2022). Stress und Stressbewältigung. In: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) (Hrsg.). Leitbegriffe der Gesundheitsförderung und Prävention. Glossar zu Konzepten, Strategien und Methoden. https://doi.org/10.17623/BZGA:Q4-i118-2.0

  • Stressoren

    Auf den Organismus wirkende Faktoren, die mit erhöhter Wahrscheinlichkeit zu Stress führen (Zeitdruck, soziale Belastungen etc.) (Zapf & Semmer 2004, zit. in Igic et al. 2014a). Da sich die Bedeutungen der Begriffe «Stressor» und «Belastung» im Kontext des Betrieblichen Gesundheitsmanagements weitgehend decken, werden sie im BGM synonym verwendet. 

    Quint-Essenz Schweiz, Glossar 2022 quint-essenz: Begriffe

  • Synergieeffekt

    Unter Synergieeffekten versteht man die positive Wirkung, die sich aus Zusammenarbeit und Kooperation ergibt.

    Hessisches Ministerium für Soziales und Integration (HMSI); Hessisches Kultusministerium (HKM) (Hg.) (2019): Bildung von Anfang an. Bildungs- und Erziehungsplan für Kinder von 0 bis 10 Jahren in Hessen (9. Aufl.). Wiesbaden. S. 146

T

  • Transparenz

    Transparenz bezeichnet Phänomene, die ganz oder teilweise durchsichtig sind. Das Wort Transparenz wird im übertragenen Sinn verwendet, wenn Konzepte oder Ereignisse nachvollziehbar und klar erscheinen.

    Hessisches Ministerium für Soziales und Integration (HMSI); Hessisches Kultusministerium (HKM) (Hg.) (2019): Bildung von Anfang an. Bildungs- und Erziehungsplan für Kinder von 0 bis 10 Jahren in Hessen (9. Aufl.). Wiesbaden. S. 146

V

  • Vermitteln und Vernetzen

    „Vermitteln und vernetzen“ ist eines der drei Handlungsprinzipien der Ottawa-Charta. Es fordert, dass alle einflussnehmenden Bereiche auf Gesundheitsförderung zusammenwirken – auf horizontaler und vertikaler Ebene. Um Konflikte zwischen den einzelnen Vertretern zu vermeiden, kommen dabei verschiedene Kommunikations- und Dialogverfahren zum Einsatz. Intermediäre Instanzen sollen außerdem dafür sorgen, dass betroffene Bürger an der Gesundheitsförderung beteiligt werden. Dazu zählen Kooperationsstrukturen (wie Arbeitsgemeinschaften oder Konferenzen) und Infrastruktureinheiten bzw. Brückeneinrichtungen (wie Gesundheitszentren oder Beratungsstellen).

    Trojan, A. & Süß, W. (2020). Vermitteln und Vernetzen. In: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) (Hrsg.). Leitbegriffe der Gesundheitsförderung und Prävention. Glossar zu Konzepten, Strategien und Methoden. https://doi.org/10.17623/BZGA:Q4-i125-2.0

  • Vulnerabilität

    Vulnerabilität bedeutet ganz allgemein Verletzlichkeit oder Verwundbarkeit (vgl. Von Unger 2018). Gesundheitliche Vulnerabilität bezeichnet eine erhöhte Anfälligkeit für Krankheiten, Behinderungen, Verletzungen oder frühzeitigen Tod infolge einer Häufung von Risikofaktoren und eines Defizits an Schutzfaktoren (Weber et al. 2016a, 128). Das Konzept der Vulnerabilität wird kritisch diskutiert: Die Zuschreibung von Verletzlichkeit zu bestimmten Bevölkerungsgruppen oder Individuen und ein Fokus auf Defizite sind problematisch. 

    Quint-Essenz Schweiz, Glossar 2022 quint-essenz: Begriffe

Z

  • Zielgruppen, Multiplikatorinnen und Multiplikatoren

    Damit Gesundheitsförderung effektiv in der Bevölkerung wirken kann, müssen ihre Maßnahmen zielgruppengerecht formuliert und implementiert werden. Eine Zielgruppe wird nicht ausschließlich durch ein jeweiliges Risiko definiert, sondern anhand einer ganzen Reihe sozio-ökonomischer Merkmale bestimmt. Zielgruppen sollen dabei auf die Entwicklung von Zielen, Inhalten und Umsetzungsstrategien Einfluss nehmen können (Partizipation). Dadurch soll sich ihre Rolle und Selbstdefinition von Ausführenden vorgegebener Maßnahmen hin zu aktiv Gestaltenden weiterentwickeln. So lassen sich Maßnahmen glaubwürdig in jeweils spezifischen Lebenswelten verankern. Entsprechend sorgfältig müssen auch Mittlerinnen und Mittler ausgewählt werden, die im entsprechenden Setting als kompetent und glaubwürdig gelten. Ihre Aufgabe ist der Transfer und die Verbreitung gesundheitsfördernder Maßnahmen in einer Zielgruppe, wobei sie als Multiplikatorinnen und Multiplikatoren die Botschaft des Absenders bzw. der Absenderin lediglich weitergeben, während sie als Mediatorinnen und Mediatoren zwischen Absender- und Empfängerseite vermitteln.

    Blümel, S., Lehmann, F. & Hartung, S. (2021). Zielgruppen, Multiplikatorinnen und Multiplikatoren. In: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) (Hrsg.). Leitbegriffe der Gesundheitsförderung und Prävention. Glossar zu Konzepten, Strategien und Methoden. https://doi.org/10.17623/BZGA:Q4-i128-1.0